Haltung

Zunächst ist für alle Zweinutzungsrassen das allgemeine Wissen zur Geflügelhaltung relevant. Für das ei care Projekt bilden darüber hinaus die Regelungen der ökologischen Geflügelhaltung eine wichtige Basis, auf der die Haltungsprinzipien für das Regionalprojekt weiterentwickelt wurden. Da viel Wissen über die Haltung von Zweinutzungsgeflügel verloren gegangen ist, stellt dieses Handbuch das Erfahrungswissen der ei care Betriebe zusammen. Offene Fragen in den Bereichen Fütterung und Haltung zu Beginn waren beispielsweise: Wie ist die Futterverwertung bei der Rasse Les Bleues? Welche Haltungsformen eignen sich am besten für die Rasse? Wäre bspw. die Haltung in Mobilställen vorteilhaft?

 

Aber hier sind aufwendige Experimente, Forschung und viel Erfahrung notwendig, denn: „Rassetiere sind nicht wie Hybridtiere standardisiert. Abweichungen in der Leistung sind normal.“ Wie geht man mit diesen Abweichungen in der Praxis um? Da wo bereits vorhanden, ergänzt das Handbuch fortlaufend Hinweise zu Ergebnissen aus Forschung und Beratung.

 

LINKS:

Geflügelhaltung-Handbuch für die Landwirtschaft

Lohmann-Managementempfehlung

Das Zweinutzungshuhn, eine Alternative? Ergebnisse des Integhof-Projektes, 2018

 

Brüten und Kükenaufzucht

Die Vermehrung der Hühnerrasse Les Bleues im Biobereich wird derzeit hauptsächlich durch den Naturland Betrieb Hetzenecker übernommen. Er liefert Tiere in der benötigten Stückzahl bis zu einer Größenordnung von 700 Stück. Der Betrieb vermehrt, brütet und zieht die Tiere bis zur Lieferung an den Legebetrieb auf. Nach EU-Öko-VO müssen Bio-Höfe Öko-Tiere zukaufen, solange diese verfügbar sind. Ist wegen einer Nicht-Verfügbarkeit ein Zukauf von Öko-Küken nicht möglich, muss die Behörde den Zukauf von konventionellen Küken genehmigen. Konventionelle Junghennen können jedoch nicht zugekauft werden.

 

Für die ei care Betriebe gibt es derzeit zwei Möglichkeiten des Tierzukaufs:

Brüten auf dem eigenen Betrieb: Der Landwirt_in bezieht Bruteier und brütet die Eier auf dem eigenen Betrieb aus. Männliche und weibliche Küken können entweder gemeinsam bis zur Schlachtreife der Hähne mit 90 bis 97 Tagen gehalten werden. Oder die Hähne werden ab der 5. Lebenswoche von den Hennen getrennt und separat weiter gemästet. Bei manchen Les Bleues Linien besteht jedoch die Gefahr, dass die Hähne bei einer separaten Mast zu aggressiv werden und miteinander kämpfen. Bei der gemeinsamen Haltung werden die Hähne mit Junghennenfutter gemästet.
Der Vorteil bei dem Kauf von Bruteiern und anschließendem Brüten auf dem eigenen Betrieb ist der relativ günstige Einkauf der Eier von ca. 0,50 €/Stück. Dabei betragen die Investitionen in eine neue Brutmaschine etwa 1.500,-€ incl. MwSt. Ein weiterer Vorteil ist, dass den Tieren (Küken oder Jungtieren) ein langer Transport entfällt.

 

Zukauf von Junghennen und Junghähnen:Die Hennen kommen vorgezogen bis zur 10. Lebenswoche auf den Betrieb. Ab der 10. Lebenswoche müssen die Junghennen in den Grünauslauf und/oder überdachten Auslauf. Parallel zu den Hennen müssen die gleiche Anzahl an Hähnen gemästet werden. Die Hähne bekommt man ca. ab der 4. Lebenswoche. Ab einem Alter von vier bis fünf Wochen lassen sich die Tiere nach Geschlecht unterscheiden, was vorher für ungeübte Geflügelhalter_innen schwierig ist. Die Les Bleues Hühner sind nicht kennfarbig, wie dies z.B. bei dem Kollbecksmoor Huhn (VorwerkHahn x Whiterockhenne) der Fall ist. Vorteil dieser zweiten Variante ist, dass die ersten Impfungen bereits erfolgt sind, wenn die Tiere auf den Betrieb kommen.

 

Für jede Produktionsrichtung, Legehennen oder Mast, sind dann die Öko-Richtlinien nach EU-Öko-VO und Naturland einzuhalten.

 

Aufzucht von Junghennen und Junghähnen

Hennen bis zum Alter von 18 Wochen gelten als Junghennen. Für sie gibt es andere Richtlinien als für Legehennen. Ab der 3. Lebenswoche dürfen max. 16 Tiere/m² gehalten werden, ab der 11. Lebenswoche max. 13 Junghennen/m² begehbare Fläche. Junghennen brauchen einen Grünauslauf von 0,5 m² oder einen überdachten Auslauf, der so groß sein muss, dass pro 25 Junghennen 1 m² überdachter Auslauf zu Verfügung gestellt werden kann. Der Auslauf muss spätestens ab der 10. Lebenswoche gegeben werden. Außerdem benötigen die Junghennen 12 cm Sitzstange pro Tier. Futter- und Wassereinrichtungen sind analog der Lohmann-Managementempfehlung zu installieren (siehe Anhang).

 

Bei den Hähnen gelten die Richtlinien für die Masthähnchen, also max. 10 Tiere/m² als Besatzdichte in der Mast, die spätestens ab dem 43. Lebenstag beginnt und 4 m² Grünauslauf pro Tier für mind. 1/3 des Lebens. In der Aufzucht nach der Vorgabe der LÖK*[1] sind max. 10 Tiere/m² und als maximale Besatzdichte 21 kg Lebendgewicht/m² Stallfläche Voraussetzung.

 

Haltung von ei care Hennen

Pro Stall dürfen max. 3.000 Legehennen gehalten werden, wobei bei ei care derzeit meist max. 1.000 Legehennen gehalten werden. Es dürfen sechs Legehennen/m² begehbarer Fläche gehalten werden. Wintergärten können bei einem Kotgruben-System zur Stallfläche gezählt werden, wenn sie auch nachts geöffnet bleiben. Das ist jedoch nicht anzuraten, da der Stall zu stark auskühlt und außerdem die Gefahr besteht, dass ein Fuchs in den Stall eindringt. Die Auslaufklappenlänge in den Grünauslauf beträgt ein Meter pro 150 Legehennen und vom Stall in den Wintergarten bei Altgebäuden zwei Meter pro 500 Legehennen. Für Mobilställe gelten die gleichen Maße.

 

Als Grünauslauf müssen immer mindestens 4 m² pro Tier zur Verfügung stehen. Der Grünauslauf kann nur wenige Tage im Jahr bei extremer Witterung und bei der Eingewöhnung der Junghennen begrenzt werden. Die Ausläufe müssen in der Vegetationszeit überwiegend bewachsen sein und benötigen natürliche oder künstliche Schutzvorrichtungen. Ein Lichtprogramm im Stall ist möglich. 8 Stunden Nachtruhe müssen eingehalten werden.

 

Mindestens 50 % des Futters vom eigenen Betrieb

Das Futter stammt in der Regel von Futtermühlen, selten wird es auf dem Betrieb selbst gemischt. Eine Liste der von Naturland zertifizierten Futtermühlen finden sie hier (DANN MUSS HIER DER LINK). Mindestens 50 % des Futters muss vom eigenen Betrieb stammen oder von anderen vertraglich gebundenen Betrieben aus der Region, es sei denn, der Betrieb hat weniger als 10 Dungeinheiten. Das entspricht maximal 1.000 Legehennen oder 2.000 Masthähnchen. Der Mist wird anschließend ausschließlich auf Öko-Flächen ausgebracht.

 

Grünauslauf umstellen

Der Grünauslauf muss vor der Nutzung mit Geflügel umgestellt werden. Die Umstellungszeit des Grünauslaufes beträgt zwölf Monate, kann aber auf sechs Monate verkürzt werden, wenn es sich um eine Fläche handelt, die nicht mit regelwidrigen Mitteln behandelt wurde. Der Beginn der Umstellung des Grünauslaufes fällt mit der Anmeldung bei der Öko-Kontrollstelle zusammen. Dies ist also in der Regel die erste Aktion eines Neuumstellers bzw. eines Neupächters.

Zu beachten ist außerdem, dass jedes Bundesland diesbezüglich Sonderregelungen haben kann. Hier sollte jeder Interessierte, der in die Legehennenhaltung einsteigen will, mit seinem Naturland Fachberater_innen vor Ort sprechen. Eine Liste der Öko-Kontrollstellen mit Naturland Dienstleistungsvertrag finden sie hier DANN MUSS HIER DER LINK HIN.

 

Haltung von ei care Hähnen

Die Mast der Hähne erfolgt nach den Vorgaben von Hähnchen, nicht nach denen für die Junghennen, da es hier um die Erzeugung von Öko-Fleisch geht. So dürfen max. 4.800 Tiere pro Stall gehalten werden. Die Gesamtnutzfläche der Geflügelställe je Produktionseinheit darf 1.600 m² nicht überschreiten. Bezogen auf die Besatzdichte unterscheiden sich die Regelungen für feste und mobile Stallungen. Die Tabelle verdeutlicht diese Unterschiede zwischen Mobilstall (bis 150 m² Bodenfläche) und einem festen Stall.

 

MastgeflügelAnzahl Tiere/m²Max. Lebendgewicht  in kg/m²Außenfläche in m²/Tier
In festen Ställen10214
In mobilen Ställen1630

2,5

 

In der Haltung ist weiterhin wichtig, dass die Einstreu immer trocken ist, sonst kommt es zu Brustblasen- und Fußballenverletzungen. Als Einstreu eignen sich neben (am besten gehäckseltem) Stroh, Strohpellets, Dinkelspelz oder Hobelspäne, wenn verfügbar aus ökologischer Herkunft. In der Aufzucht muss der Stall bei 29 bis 34 °C warm gehalten werden, später kann die Temperatur dann reduziert werden. Während der Mast ist ein Zuheizen gegen die Feuchtigkeit zumindest im Winter zu empfehlen.

 

Auslauf ist ein Muss

Sobald die Befiederung abgeschlossen ist, ist für das Mastgeflügel ein Zugang zu einem Auslauf, auch befestigt oder Wintergarten, zwingend vorgeschrieben. Mindestens ein Drittel der Lebenszeit muss dem Geflügel Zugang zum Grünauslauf (= 4 m² bei Masthähnchen, 10 m² bei Puten) gewährleistet werden. Die höchstzulässige Anzahl von Masthähnchen pro ha Landnutzungsfläche beträgt 280 kontinuierlich belegte Stallplätze.

 

Mindestalter von 81 Tagen

Um intensive Aufzuchtmethoden zu vermeiden, wird Geflügel entweder bis zum Erreichen eines Mindestalters aufgezogen oder es muss von langsam wachsenden Rassen/Linien stammen. Da es sich bei der ei care Rasse Les Bleues um eine extensive Rasse handelt, muss die Vorgabe des Mindestalters von 81 Tage theoretisch nicht eingehalten werden. In der Praxis sind die Tiere im Regelfall über 90 Tage im Stall, bis sie geschlachtet werden.

 

Futter vom eigenen Betrieb

Die Naturland Qualitätssicherung legt viel Wert auf Herkunft und Transparenz der Rohware. Daher muss das Futter für die Masthähnchen von Naturland zertifizierten Futtermühlen kommen. Naturland Tierhalter mit mehr als 10 Dungeinheiten, das sind z.B. 2.000 Hähnchenplätze, müssen 50 % des Futters selbst erzeugen bzw. mit Hilfe ihres vertraglich gebunden Pflanzenbau-Partners.

 

Gemeinsame Aufzucht

Wenn Hahn und Henne gemeinsam aufgezogen werden, muss es eine Kombination der beiden jeweiligen Richtlinien geben. Wenn 16 Junghennen/m² und zusätzlich 10 Hähne/m² gehalten werden dürfen, sind das umgerechnet 13 Tiere/m². Eine besondere Herausforderung hierbei ist die Einhaltung des Lichtprogramms in der Aufzucht in Kombination mit dem Grünauslauf der Hähne spätestens ab dem 43. Lebenstag.

Bild: Junge Hähne_Auguste

 

Gesundheit und Impfungen

Für alle nach den Vorgaben der EU-Öko-VO gehaltenen Geflügel-Tiere gilt gesetzlich max. eine Behandlung mit chemisch allopathischen Mitteln bei Einhaltung der doppelten Wartezeit. Entwurmung und Impfung sind dabei nicht mitgezählt. Homöopathischen Mitteln oder ähnlichem ist dabei Vorzug zu geben. Gerade im Geflügelbereich gibt es hier einige sinnvolle Ergänzungsfuttermittel mit Kräutern, ätherischen Ölen o.ä. Impfungen sind mit dem örtlichen Tierarzt abzustimmen. Verpflichtend ist nur die ND-Impfung gegen die atypische Geflügelpest sowie die Salmonellen-Impfung in der Aufzucht bei Betrieben ab 350 Junghennen. In der Mast werden meist die Marek- sowie die Kokzidienimpfung bei den 1-Tagsküken vorgenommen.

 

Hygiene auf dem Betrieb

Wichtig ist auch ein gewisses Maß an Biosicherheit, d.h. Schuhe wechseln bei Betreten des Stalles, sowie die Bekämpfung von Schadnagern in Stallnähe. Die Ställe sollten nach jedem Durchgang gereinigt und desinfiziert werden. Die dazu geeigneten Mittel befinden sich in der von Naturland herausgegebenen Betriebshilfsmittelliste. Das Wasser für die Hühner muss immer von Trinkwasserqualität sein und immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Der täglichen Futterration ist Raufutter beizugeben. Das bekommen die Hühner entweder durch das Gras im Aufwuchs oder im Winter z.B. durch Luzerneballen oder Heu in Raufen.

 

Wildvögel sollen nicht an die Futter- oder Wasserstellen gelangen, da die Gefahr der Übertragung von Krankheiten besteht. Deshalb sollten Sie die Tiere möglichst nicht im Auslauf füttern und tränken oder notfalls einen Futterautomat mit Trittklappe verwenden. Das ist ein Automat, der nur Futter freigibt, wenn die Hühner davor auf einer Klappe stehen. Bei einem selbstgebauten Hühnerstall achten Sie darauf, dass nachts, wenn die Hühner im Stall sind und durch Temperaturunterschiede und Atmung Feuchtigkeit entsteht, der Stall nicht feucht wird. Dies erreicht man durch eine Isolierung des Stalls oder ausreichende Luftzirkulation/Lüftung im Stall.

 

Silikatstaub gegen Milben

Hühner können durch Milben befallen sein. Die Milben halten sich gern unter den Sitzstangen auf und sehen aus, wie graue Punkte, die sich bewegen. Sie färben die Finger rot, wenn man sie zerdrückt. Gegen sie hilft als natürliches Mittel Silikatstaub, ein fein vermahlenes Pulver, was die Atmungsorgane der Milben verstopft  und den Chitinpanzer zerschneidet, wodurch die Milben vertrocknen und sterben. Außerdem ist auch ein Befall durch Würmer möglich. Sieht man die Würmer im Kot der Hennen, muss man entwurmen. Das Mittel ist über den Tierarzt zu beziehen und kann meist über das Trinkwasser verabreicht werden. Sie müssen zudem an die Einrichtung eines Krankenabteils denken, damit sich bepickte oder hinkende Hühner separieren lassen.

 

Der Auslauf in der Bio-Geflügelhaltung

Der Hühnerauslauf ist das Aushängeschild für eine artgerechte und gute Bio-Hühnerhaltung. Er ist für Kund_innen und Verbraucher_innen sichtbar. Erst damit akzeptieren sie einen höheren Kaufpreis für die Bioeier. Das Auslaufmanagement und die Strukturierung des Auslaufs sind wesentlicher Bestandteil und Aufgabe in der Bio-Hühnerhaltung.

 

Struktur durch Büsche und Bäume

Die Vorfahren des heutigen Huhns lebten in lichten Wäldern und an Waldrändern. Der Wechsel von offenen Flächen mit Büschen und Bäumen ermöglichte es dem Ur-Huhn, Nahrung zu suchen und dennoch bei Gefahr schnell Schutz zu finden. Die fortschreitende Zucht hat an dieser Verhaltensweise grundsätzlich nichts geändert und lässt sich am heutigen Nutzgeflügel gut beobachten. So meiden beispielsweise Hühner offene Flächen, wenn im Fall einer Bedrohung durch Raubtiere keine Flucht in einen schutzgebenden Bereich möglich ist. Damit die Tiere die gesamten Ausläufe nutzen, muss sich die Gestaltung des Auslaufs an den Bedürfnissen der Tiere nach Schutz und Deckung orientieren. Eine abwechslungsreiche Gestaltung weckt die Neugier der Hühner und lässt sie ihr spezifisches Nahrungssuchverhalten ausleben; zudem bieten Sonnenlicht und Außenklima positive Reize und verbessern das Immunsystem. Das persönliche Engagement des Tierhalters und ein gewisser Zeitaufwand sind wichtige Aspekte, um gesunde Tiere sowie vorzeigbare Ställe und Ausläufe zu erhalten. Die Hühnerhaltung auf dem Bio-Betrieb orientiert sich also am natürlichen Verhalten der Tiere. Das hat positive Wirkungen auf das Sozialverhalten und die Gesundheit des Geflügels, und somit auch auf die Wirtschaftlichkeit des Haltungsverfahrens.

Bild: AuslaufThruch201

 

Der richtige Zaun

Es gibt keine Vorgaben zur Höhe des Zauns. Er muss nur verhindern, dass die Bio-Hühner ausbrechen und auf konventionellen Flächen grasen oder der Fuchs in den Auslauf gelangt. Dies führt meist zu einem Zaun mit 1,80 m Höhe und zusätzlichen Stromlitzen außerhalb des Zauns zum Schutz vor dem Fuchs. Ggf. wird der Zaun auch eingegraben um das Durchbuddeln eines Fuchses zu vermeiden. Es ist möglich den Auslaufzaun zu elektrifizieren.

 

Auslaufpflege

Hühner meiden hohes Gras, darum ist generell auf eine gute Auslaufpflege zu achten und bei der Gestaltung an die maschinelle Bearbeitbarkeit zu denken. Den Aufwuchs können auch Rinder, Schafe oder Ziegen gemeinsam abweiden. Dabei wurden in der Praxis gute Erfahrungen gemacht, auch weil die Weidetiere die Hühner mit in die Flächen „ziehen“. Dabei sind bei der gemeinsamen Haltung die Regelungen der Veterinär- und Kontrollbehörden zu beachten.

 

Stallnaher Bereich

Der am stärksten genutzte Bereich im Auslauf ist der stallnahe Bereich. Bilden sich hier nasse, schlammige Flächen, besteht die Gefahr, dass feuchte Bodenpartikel in den Stall getragen werden. So werden Eier verschmutzt und die Einstreu verklebt. Die Hühner trinken zudem aus den Pfützen und sind infolgedessen anfälliger für Krankheiten. Diese Gründe sprechen für einen trockenen Vorplatz am Stall. Möglichkeiten den Stallvorplatz trocken zu gestalten, sind die Befestigung eines Bereichs von 6 bis 10 m (je nach Bestandsgröße) vor dem Stall. Dafür eignet sich die Befestigung mit grobem austauschbarem Substrat, das mit Kantsteinen o.ä. eingefasst ist. Als teuerste Variante besteht die Möglichkeit den Bereich zu pflastern oder zu betonieren. Auch Sand eignet sich, jedoch verbunden mit verstärkter Pflege und dem regelmäßigen Austausch. Bei einer Befestigung sind ggf. wasserrechtliche und andere Vorschriften zu beachten. Um Morastbildung und N-Auswaschung zu verhindern, kann ein Dachüberstand empfehlenswert sein.

 

Auslaufstruktur

Unterstände
Hühner bewegen sich bevorzugt in Gruppen, deshalb sollten Deckungen oder Unterstände ausreichend Platz bieten. Es ist auf eine ausreichende Anzahl und eine gleichmäßige Verteilung der Unterstände zu achten. Für die Gestaltung der Unterstände gibt es vielfältige Möglichkeiten. Eine einfache Baulösung sind z.B. gebogene Stahlmatten, die mit Netzen bespannt werden oder Unterstände aus Holz. Die Unterstände sollten von allen Seiten zugänglich sein, sind sie sehr leicht, müssen sie verankert und so aufgestellt werden, dass sie Böen nicht wegtragen. Für die praktische Handhabung ist darauf zu achten, dass Sie die Unterstände noch mit der Hand oder dem Schlepper versetzen können.

Leitbahnen
Leitbahnen werden eingerichtet, um Legehennen vom stallnahen Bereich wegzulocken, sie können auch als Windschutz dienen. Es gibt künstliche Leitbahnen, beispielsweise aus Windnetzen, oder natürliche Leitbahnen, durch Bewuchs von Gras, Mais oder anderen hochwachsenden Pflanzen, Hecken, Weiden oder Baumreihen. Die ideale Anordnung ist streifenweise vom Stall weg.

Bepflanzung
Eine Bepflanzung des Hühnerauslaufs stellt die natürlichste Strukturierung dar. Bei der Bepflanzung sind gute und kurzfristige Erfolge zu erreichen, wenn man z.B. Mais im Auslauf anbaut. Längerfristig bieten sich schnellwachsende Gehölze, wie z.B. Weiden, Pappeln oder Holunder an. Einer Doppelnutzung des Auslaufs z.B. durch Obst- oder Christbaumkulturen spricht nichts entgegen, solange die gesamte Fläche von den Tieren weiterhin genutzt werden kann. Bei jeder Bepflanzung ist auf die Öko-Herkunft des Saat- und Pflanzguts zu achten (auch bei Bäumen) und das Einverständnis der Kontrollbehörde einzuholen.

Räuber
Eine weitere Herausforderung im Auslaufmanagement ist die Abwehr von Raubtieren. Gefährlich werden können diese zu Lande (z.B. Fuchs, Marder und Waschbären) oder aus der Luft (Habicht). Zur Abwehr von Raubtieren ist ein gut funktionierender Zaun und dessen tägliche Kontrolle unerlässlich. Der Zaun sollte mind. 20 cm eingegraben sein, ggf. kann er außen mit einem Elektro-Weidezaun verstärkt werden. Zur Abwehr von Greifvögeln dienen die beschriebenen Fluchtunterstände, die gemeinsame Beweidung mit anderen Tieren, die Bespannung des Auslaufs mit Netzen oder auch wechselnde Ablenkungsmanöver. Ablenkend wirken reflektierende Materialien wie Folien, Kugeln, Spiegel oder Drachen.

 

Merkblatt FIBL: Freilandhaltung von Legehennen, 2010, ISBN 978-3-934239-40-1 „Praxisleitfaden zur Gestaltung von Ausläufen in der Bio-Legehennenhaltung“

Rechtliche Vorgaben

Allgemeine Vorgaben zur Auslaufgestaltung regelt die Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung. Sie gibt vor, dass Ausläufe so geschaffen sein müssen, dass die Auslaufflächen möglichst gleichmäßig durch die Legehennen genutzt werden. Darüber hinaus sind als Öko-Betrieb die Vorgaben der VO (EG) Nr. 834/2007 (EU-Bio-VO) sowie der VO (EG) Nr. 889/2008 maßgeblich. Nach den Vorgaben der EU-Bio-VO müssen jeder Legehenne bzw. jedem Masthuhn jederzeit 4 m² Grünauslauf zur Verfügung stehen, bei Mastgeflügel in beweglichen Ställen sind es 2,5 m². Diese Fläche muss für Naturland-Legehennen im Umkreis von 150 m vom Stall gerechnet entfernt liegen.

Liste der Ökokontrollstellen mit Naturland Dienstleistungsvertrag

Fütterung

Nach Stammtisch von Martin schreiben lassen, evtl Tabelle einfügen.

Angefragt aber noch ohne Rückmeldung

 

Liste der Naturland zertifizierten Futtermühlen, Stand 2018
 

 

[1] * Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (LÖK) ist ein ständiges Arbeitsgremium der Amtschefkonferenz der Agrarministerkonferenz. Sie ist unter anderem zuständig für die Auslegung der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau, des deutschen Öko-Landbau-Gesetzes sowie den darauf beruhenden Rechtsgrundlagen.